Papenmeier intern
Die Ausbildung von Mitarbeitern ist für Firmen in der heutigen Zeit eine langfristige aber auch effiziente Investition, um dem allgemeinen Fachkräftemangel vorzubeugen. Bei Papenmeier ist uns diese Form der Fachkräfteentwicklung besonders wichtig, da neben den rein fachlichen Qualifikationen auch soziale und empathische Fähigkeiten unerlässlich sind. Eine unserer ehemaligen studentischen Auszubildenden, Roxana Fischer, war lange als IT-Trainerin im Außendienst für uns tätig und ist nun zum Softwarehersteller Vispero gewechselt. Als ehemalige Papenmeier Mitarbeiterin weiß sie genau um die Anforderungen, die die Nutzer der Softwareprogramme JAWS, ZoomText und Fusion haben und entwickelt nun als Teil des Entwicklerteams die Programme im Sinne der Nutzer weiter. Wir haben sie zu Ihren Erfahrungen und ihrer neuen Position befragt. Viel Spaß beim Lesen ihres Interviews. Wie lautete Deine Berufsbezeichnung und welche Positionen hast Du bei Papenmeier durchlaufen?
Roxana: Ich war Medizinprodukteberaterin und Softwareentwicklerin, intern wurde die Position als IT-Dienstleisterin bezeichnet. Als IT-Dienstleisterin arbeiteten wir eng mit dem Kunden zusammen, um den Arbeitsplatz nach individuellen Wünschen und Bedürfnissen einzurichten. Dies umfassten die Installation und Aufbau der Hilfsmittel, aber auch persönliche Schulungen und softwareseitige Anpassungen. 2013 begann ich, direkt nach dem Abitur, meine Ausbildung bei Papenmeier. Zugleich startete ich mein duales Studium am IT-Center Dortmund. Zu Beginn war ich überwiegend in der Softwareentwicklung der Reha-Abteilung tätig. Nach intensiven Schulungen der Produkte und einigen Kundenbesuchen, zusammen mit erfahreneren Kollegen, führte ich anschließend eigene Auslieferungen, Installationen und Schulungen durch. Kurz danach folgte auch das Erlernen der Programmierung des Screenreaders JAWS. Das Schreiben von kundenspezifischen Screenreader-Anpassungen, die es Benutzern ermöglichen, mit einer zuvor unzugänglichen Software zu interagieren, faszinierte mich auf Anhieb. Häufig kommen blinde Anwender mit Software in Berührung, die ohne die Berücksichtigung von Aspekten der Barrierefreiheit entwickelt wurde. Ich denke, viele Softwareentwickler und Manager von kleineren Softwareprodukten realisieren häufig nicht, dass ihre Software gegebenenfalls von dieser Zielgruppe verwendet wird und vernachlässigen deshalb die Barrierefreiheit. Dies führt dazu, dass blinde Anwender an ihrem Arbeitsplatz auf Software stoßen, die für sie unmöglich ist zu bedienen oder die benötigten Daten auszulesen ist. JAWS kann in vielen Situationen dem blinden Anwender trotzdem dabei helfen die benötigten Informationen auszulesen. Kommt es vor, dass JAWS keine ausreichende Unterstützung für eine spezielle unternehmensinterne Software von Haus aus bereithält, kann JAWS um programmierte Skripte erweitert werden. Diese Erweiterungsmöglichkeit hat es vielen Kunden erlaubt, dennoch Zugang zu ihrer Arbeitssoftware zu erhalten. Die Anpassungen werden individuell auf den Kunden und seinen Aufgabenbereich abgestimmt. Dabei wird auch das Bedienkonzept gemeinsam mit dem Kunden entwickelt. Für den Kunden bedeutete dies, dass er mit der Software anschließend interagieren und so seine Aufgaben erledigen kann. Wichtig ist mir, zum einen der enge Kontakt zu den Kunden, zum anderen liebe ich die Herausforderung, ein erstelltes Designkonzept umzusetzen. Ich war somit gewissermaßen das Bindeglied zwischen dem Anwender und der Software. Die Arbeit bei Papenmeier und die damit verbundenen Eindrücke sollten meinen späteren Berufsweg prägen. Warum der Wechsel?Roxana: Im Jahr 2018 habe ich meinen Bachelor of Science in Informatik abgeschlossen. Allerdings hatte ich das Bestreben, mein Studium fortzusetzen und habe mich nach einem Studienfach umgesehen, das sich eingehender mit der Interaktion zwischen verschiedenen Anwendern und Softwareprodukten auseinandersetzt. Ich wollte mein Wissen in dieser Richtung weiter vorantreiben, mit dem Ziel, Softwarekonzepte zu erstellen, die den Bedürfnissen der Anwender entsprechen. Es folgte somit das englischsprachige Vollzeitstudium in Human-Computer-Interaction an der Universität Siegen. Damit ich mich ganz dem Studium zuwenden konnte, entschied ich mich, Papenmeier für das Studium zu verlassen. Wie kamst du dann vom bergigen Siegen ins sonnige Florida zu Vispero?Roxana: Wie bereits erwähnt haben mich die JAWS Anpassungen und der Screenreader JAWS von Anfang an begeistert. Zudem nimmt ein Screenreader-Benutzer ein Programm unterschiedlich wahr als ein sehender Kollege. Statt der visuellen Darstellung wird der Text auf der Braillezeile oder per Sprachausgabe vermittelt. Außerdem erfolgt die Navigation am Computer hauptsächlich über die Tastatur, die Maus findet keine Verwendung. Allerdings werden die meisten Programme für die visuelle Wahrnehmung und der Navigation über die Maus gestaltet. Für mich sind die vielfältigen Bedürfnisse einzelner Anwendergruppen wichtige Aspekte, die bei der Entwicklung von Programmen berücksichtigt werden müssen. Nicht alle Anwender nehmen ein Produkt auf die gleiche Art und Weise wahr und auch die Bedienung ist vielseitig. Ein Grund für meinen Entschluss war, dass ich mich während und nach dem Studium in Human-Computer-Interaction weiter der Barrierefreiheit gewidmet habe. Nach vier Jahren 1-zu-1-Kundenbetreuung bei Papenmeier wollte ich meine Erfahrungen nutzen, um das Team der JAWS und ZoomText Softwareentwicklung zu unterstützen und zusammen diese Technologie weiterzuentwickeln. Zum Ende meines Studiums bewarb ich mich daraufhin für ein Praktikum bei Vispero, das sich zu meinem späteren Job als UX Research Analyst entwickelte. Welche grundsätzlichen Aufgaben erfüllst Du in Deiner Position?Roxana: In meiner Abteilung werden die Updates für die Produkte der Fusion Suite entwickelt, sprich die kontinuierliche Weiterentwicklung von JAWS, ZoomText und Fusion. In meinem Team werden neue Features der Software entworfen. Neue Features durchlaufen mehrere Phasen, bevor sie schließlich in das Produkt integriert werden. Zunächst entwickeln wir ein Konzept für ein neues Feature, entwerfen Konzepte und Prototypen, evaluieren die Zwischenergebnisse mit einzelnen Anwendern, bevor es zur Implementierung in die Fusion Suite kommt. Meine Aufgaben hängen von der aktuellen Phase des Projekts ab. Grundsätzlich arbeite ich eng mit den Stakeholdern, den Softwareentwicklern sowie mit den tatsächlichen Anwendern zusammen. Meine Hauptaufgaben sind das Recherchieren, Definieren, Entwerfen von Prototypen und Evaluieren eines Produktfeatures. Wie sieht Dein (Corona)Arbeitsalltag aus?Roxana: Wie bei vielen anderen auch hat die Covid-19-Pandemie meinen Arbeitsalltag verändert. Anfang 2020 arbeitete ich von unserem Hauptsitz in Florida aus. Als die meisten meiner Arbeitskollegen ins Homeoffice gingen, entschied ich mich, zunächst nach Deutschland zurückzukehren und anschließend von unserer Europazentrale in Barendrecht in den Niederlanden aus zu arbeiten. Allerdings ist derzeit auch in den Niederlanden Home-Office an der Tagesordnung. Daher besteht mein Tag aus Arbeit am Computer und Online-Meetings vom heimischen Schreibtisch aus. Was treibt Dich täglich an?Roxana: Es ist besonders motivierend, zu sehen, wie sich ein Konzept von einer ersten Idee zu einem tatsächlichen Feature entwickelt. Die tägliche Arbeit mit dem Team und das Feedback der Kunden, wenn wir ihnen ein neues Feature präsentieren, sind dabei meine Highlights. Zu sehen, wie ein neues Feature dem Kunden ermöglicht, seine Aufgabe einfacher, schneller oder komfortabler zu erledigen, ist sehr erfüllend. Zu wissen, dass wir als Team etwas erschaffen, das vielen Anwendern helfen wird, ist eine starke Motivationsquelle. Gab es schon besondere Momente während Ihrer Zeit bei Vispero?Roxana: Es gab eine Reihe von besonderen Momenten. Einer der schönsten Momente war für mich die Evaluierung des Sprachassistenten in JAWS und ZoomText. Der Sprachassistent ist das erste Projekt, in dem ich bei Vispero tätig war. Im Rahmen meines Studiums hatte ich bereits die Gelegenheit, eine App für den Google-Sprachassistenten zu entwickeln. In diesem Kurs erlernten wir die grundlegenden Designkonzepte und Richtlinien für die Gestaltung der Sprachinteraktion. Dieses Wissen konnte ich bei der Entwicklung des Sprachassistenten in JAWS und ZoomText weitergeben und ausbauen. In unserem Team haben wir uns intensiv mit den neuen Technologien, die für den Sprachassistenten benötigt werden, auseinandergesetzt und ausgearbeitet, wie wir die Interaktion effektiv in den Hilfsmittelprodukten umsetzen können. Von der ersten Konzeptidee bis zu einer ersten Version von Zoomy und Sharky zum Testen mit Anwendern dauerte es mehrere Monate. So war es für mich etwas ganz Besonderes, dieses Feature mit meinen Teamkollegen und einzelnen Anwendern zu testen. Dabei konnte ich die Reaktionen der Kunden erleben und beobachten, wie diese mit dem Sprachassistenten interagieren. |